Car Wrapping mit Solvent- oder UV-Druck? Résumé eines Workshops mit The Wrap Institute und Avery Dennison

Am 16. November 2023 trafen wir uns mit dem Team von The Wrap Institute und Avery Dennison in Geretsried beim deutschen TWI-Center. Für die Besucher vor Ort und auf Facebook Live wurde die Frage “Car Wrapping mit Solvent- oder UV-Druck?” aufgegriffen. Dabei ging es um den Vergleich angesichts der Optik, Haptik und die Unterschiede beim Verarbeiten.

Für unseren Test wurden folgende Materialien vorbereitet:

  • Musterdrucke im Solvent-Druck mit Grafik und Schriften (Drucker: (C)JV330-160; Tinte: BS4 CMYK)
  • Musterdrucke im UV-Druck mit Grafik und Schriften (Drucker: UJV100-160Plus; Tinte: LUS-190 CMYK)
  • Avery Dennison MPI 1105 EARS (Wrapping Folie der Premiumklasse)
  • Avery Dennison DOL 1460 Z (glänzendes Laminat passend zur MPI 1105)
  • Verklebefahrzeug: Mercedes Benz Sprinter

Vorgabe: Gleiche Folie, Laminat und Design, nur unterschiedliche Tinten.

Frage: Wo sind die Unterschiede in der Verarbeitung, Haptik und Optik?

Haptik:

Der UV-Druck verleiht dem Druck eine leichte Struktur, da die Tinte nicht im, sondern auf dem Medium liegt. Das spürt man bspw. beim Abtasten von Schriftzügen. Der Solventdruck dagegen hat keine spürbare Struktur, da die Tinte ins Medium eindringt.

Optik:

Kleine Schriften und Farbverläufe werden mit beiden Tintenarten gestochen scharf und natürlich zum Ausdruck gebracht. Schwarz wirkt beim Solventdruck etwas tiefer.

Ein Besucher bestätigt die Druckqualität beider Musterdrucke nach der Dehnung mit: “Ja, ist überzeugend.”
Optik- und Haptik-Vergleich
Drucksample gedruckt mit dem UV-LED Drucker UJV100-160 Plus
Beide Drucke schrumpfen in den Originalzustand zurück.
Von links: Michael Grieser (Mimaki Technik & Vertrieb, Barbara Berger (Avery Dennison Vertrieb), Fumi Machida (Mimaki Marketing), Rainer Lorz (The Wrap Institute)

Dehnfähigkeit:

Der Stretchtest zeigt nach dem Föhnen beider Tintenarten (UV-Tinte und Solvent-Tinte) eine mögliche Dehnung von bis zu 177% (Ursprung: 44 cm Länge; nach der Dehnung: 78 cm) ohne Farbrisse.

Ein Besucher bestätigt die Druckqualität beider Musterdrucke mit: “Ja, ist überzeugend.”

Zurückschrumpfen:

Beim erneuten Föhnen bewegen sich sowohl die mit Solvent-Tinte bedruckte Folie als auch die mit UV-Tinte bedruckte Folie problemlos in den Originalzustand zurück. Der UV-Druck ist leicht steifer und weist weniger Wellen auf.

Haftung:

Beide Drucke lassen sich auf der Sprinteroberfläche ohne Druck und Wärme aufgrund der Easy-Apply Technologie der Folie gut auf dem Fahrzeug platzieren, anpassen und korrigieren. Aufgrund der speziellen Klebstofftechnologie der Avery MPI 1105 EARS kann diese sogar auf den zu beklebenden Oberflächen gleiten.

Rainer Lorz, Geschäftsführer und Car Wrapping Trainer von The Wrap Institute Deutschland, verrät, dass diese Gleitfähigkeit beim Solventdruck nicht vorhanden wäre, wenn der Druck nicht lang genug ausgegast hätte.

Denn dann wäre die Folie aufgrund der noch in der Folie befindlichen Lösemitteln zu weich und klebrig. Die Kanten würden sich leicht nach oben rollen und   perfektes Verarbeiten bzw. Wrapping wäre nicht möglich.

Nach Anrakeln der Folie (ohne Föhnen) lassen sich die Drucke wieder leicht abziehen und bei Bedarf korrigieren. Bei nicht ausgegaster Folie wäre dies eine Herausforderung.

Nach dem Föhnen sieht es anders aus: Der Kleber wird “aktiviert” und man braucht viel Kraft zum Abziehen.

Rainer gibt einen weiteren Tipp: Gerade in kalten Jahreszeiten sollte das fertig verklebte Auto bei 20 Grad Raumtemperatur eine Nacht im Raum gelassen werden. So hat der Kleber genug Zeit, um “komplett aktiv” zu werden.

Fazit

“Man merkt von der Anwendung her keinen Unterschied: dehnen kann ich, zurückschrumpfen kann ich und die Farbe bricht bei beiden Tintenarten nicht weg. Was man merkt, ist, dass das Schwarz vom UV-Druck etwas heller und die Folie etwas steifer ist,” so zieht Rainer Bilanz.  

Die für den Workshop genutzten Maschinen, Tinten sowie Medien gewährleisten in Kombination laut “Avery Dennison ICS Performance Guarantee” eine Haltbarkeit (inkl. Laminierung) von bis zu sechs Jahren. Aus praktischer Sicht erläutert Rainer, dass die Pflege und der Schutz des Fahrzeugs gegen UV-Strahlen, Regen, etc. eine entscheidende Rolle mitspielt.

Letztendlich sind beide Tinten für Car Wrapping sehr gut geeignet. Der Solventdruck ist und bleibt zwar das Nonplusultra. Jedoch ist für Unternehmen, die neben Car Wrapping auch andere Produkte anbieten, der UV-LED Drucker ein wahrer Allrounder. Er bietet ein breiteres Spektrum an verwendbaren Materialien und somit sind mehr verschiedene Anwendungen möglich (z.B. Aufkleber mit Chromfolien, Interior Design mit Milchglasfolien, etc.). Vor allem, wenn man diesen noch mit Weiß und/oder Klarlack ausgestattet hat.

Die gesamte Facebook Live-Aufzeichnung finden Sie hier: https://www.facebook.com/MimakiDACH/videos/779266140633782/

Der Vergleichstest ist ab 0:18:00 zu sehen. 

von Fumi Machida (Marketing Communication DACH, Mimaki Deutschland)

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