Die neue Hybrid-Tintentechnologie SUV – Solvent UV stellt den Lösemitteldruck für LFP-Drucke wieder auf eine Stufe mit dem Latex- und UV-Druck
Ein Beitrag von Mike Horsten, General Marketing Manager EMEA Mimaki bei Mimaki Europe B.V.
In vielen Königreichen und konstitutionellen Monarchien gilt die Regel: „Der König ist tot. Lang lebe der König“. Der bisherige König ist gestorben, sein Nachfolger besteigt den Thron und lässt sich hochleben. Dieses Prinzip könnte man analog auch auf die Geschichte und Entwicklung der Drucktechnologie und der Druckverfahren anwenden. Im Lösemitteldruck (Solvent-Druck) passiert nämlich genau das. Die älteren, übelriechenden Tinten, die zu ihrer Zeit trotz der schlechten Qualität als Errungenschaft gefeiert wurden, werden jetzt durch eine neue Generation von Tinten abgelöst, die glänzen, geruchslos und langlebig sind. Die Frage, die sich stellt, lautet: „Ist der Solvent-Druck heute die richtige Technologie für den LFP-Druck?“
In den vergangenen Jahren sind viele neue Tintentechnologien auf den Markt gekommen. Die wichtigsten Vertreter sind die (harzbasierten) Latex-Tinten und die UV-härtenden Tinten. Latex-Tinten gibt es seit etwa 5 bis 6 Jahren. Sie haben sich für viele Drucksegmente zu einem Nischenmarkt entwickelt. Mimaki ist neben HP das einzige Unternehmen, das Latex-Tinten entwickelt hat. Unserer Meinung nach bieten spezialisierte Märkte ziemlich gute Chancen, von denen alle Beteiligten in der Lieferkette profitieren können. Für Innenanwendungen sind Latex-Tinten deshalb unschlagbar, weil sie keine flüchtigen organischen Verbindungen (VOC) oder Luftschadstoffe (HAP) abgeben. Damit sind sie ideal für Innendekorationen, wie Tapeten, Ladendesign sowie den Proofing-Markt geeignet. Gerade für das zuletzt genannte Segment hat Mimaki sein Portfolio um orange und grüne Latex-Tinten erweitert, so dass nun ein größerer Farbraum als für den Offsetdruck zur Verfügung steht. Die jüngste Generation von Latex-Tinten ermöglicht den Aufbau einer Premiumlösung für kommerzielle Proofs, insbesondere auf zahlreichen ungestrichenen Substraten. Zudem erlauben sie, transparente Materialien zu bedrucken, da auch weiße Latex-Tinten angeboten werden. So ist es möglich, transparente Materialien mit Klarsichtfolien-Effekt auf einem Latex-Drucker zu verarbeiten. Außerdem kann der Drucker in Farbe/Weiß/Farbe drucken, um mit dieser Technologie ein perfektes Bild mit Hintergrundbeleuchtung im Tag/Nacht-Druck zu erzielen.
Wenn Latex also die Lösung ist, warum sich weiter mit dem Solvent-Druck abgeben? Bevor wir diese Frage beantworten, sehen wir uns eine andere Tintentechnologie, nämlich die UV-härtenden Tinten, an. Diese Tinten sind auf vielen Märkten und für zahlreiche unterschiedliche Anwendungen im Kommen. Anfangs wurden UV-Tinten mit großen, heißen UV-Lampen getrocknet, die die Monomere zu Polymeren aushärteten. So erhielt man großartige Tinten für starre Substrate, die sich aber nicht für Rollenmedien eigneten, da sie nicht wirklich flexibel waren. Das alles hat sich in den vergangenen Jahren allerdings geändert. Die heute verwendeten Tinten sind weitaus flexibler und können mit einer Dehnbarkeit von etwa 200 % sogar für Fahrzeugvollverklebungen genutzt werden. Mittlerweile ist es möglich, alle Rollenmedien mit UV-Tinten zu bedrucken und auf Latex- und Solvent-Tinten völlig zu verzichten.
Warum sollte man also trotzdem auf den Solvent-Druck setzen? Zuerst einmal, bietet sich diese Technologie als Alternative an, weil der UV-Druck eine teurere Produktionsmethode sein kann. Der Grund, warum sich viele Anwender trotzdem für den UV-Druck entscheiden, liegt darin, dass er beim Verarbeiten starrer Materialien immer noch Vorteile bietet. Natürlich gibt es bereits hybride Lösungen auf dem Markt, die aber nicht sehr effektiv sind. Der Rollendruck auf teuren Flachbettdruckern ist nicht nur ineffizient, sondern ich bin fest davon überzeugt, dass man einen Drucker nur für den Zweck einsetzen sollte, für den er auch gemacht wurde. Für den Preis einer Rollen-Option am Flachbettdrucker kann man sich immer einen kleineren Rollendrucker kaufen, der schneller und besser ist. Genau aus diesem Grund bietet Mimaki keine Rollen-Option an. Warum sollte man 20.000 Euro für eine Option ausgeben, die vielleicht 20 Quadratmeter/Stunde bedruckt, wenn man für den gleichen Preis einen Drucker erhält, der 100 Quadratmeter/Stunde schafft?
Obwohl der UV-Druck also einen Teil des Solvent- und Latex-Markts übernommen hat, ist er für viele Märkte und Anwendungen vielleicht doch nicht die Lösung der Wahl. Er ist hervorragend für Glas, Holz, Metalle, Pappe, Schaumstoff, Forex und ähnliche Medien geeignet, die mit einem Rollendrucker nicht verarbeitet werden können. Ein weiteres Problem mit den UV-Tinten besteht darin, dass sie nicht auf allen Substraten gleich gut haften. Hier spielt die Oberflächenspannung eine sehr wichtige Rolle. Man kann also nicht auf allen Untergründen drucken, obwohl Grundierungen hier Abhilfe schaffen können. Auch das Beflammen, die Plasma-Aktivierung und die Korona-Vorbehandlung erlauben, die Haftung der Tinten zu verbessern. Das ändert aber nichts daran, dass man viel hin und her probieren muss, bis das Druckergebnis stimmt.
Seit kurzem gibt es also neue Technologien, die den Solvent-Druck ersetzen können, es aber irgendwie noch nicht geschafft haben. Dafür muss es doch einen Grund geben, oder?
Ja, den gibt es. Doch dazu später mehr.
War das schon alles? Natürlich nicht! Mimaki hat unter dem Namen „SUV“ bzw. „Solvent UV“ eine neue hybride Tinte entwickelt. Diese neue Technologie kombiniert die Vorteile beider Tintentypen. Die Solvent-Eigenschaften sorgen für eine sehr gute Haftung auf Vinyl und die UV-Eigenschaften ermöglichen den gewünschten Glanz und die Farbwirkung. Zudem ist diese UV-Tintenkomponente so flexibel, dass sie problemlos für den Rollendruck einsetzbar ist. Der andere Vorteil ist der, dass man nicht mehr warten muss, bevor man mit der Weiterverarbeitung beginnen kann. Die Laminierung kann unmittelbar im Anschluss erfolgen. Diese Tintentechnologie bietet den Vorteil, dass die Partikel in der Tinte ausreichend Zeit haben, sich auf dem Substrat abzusetzen. Dadurch entsteht eine sehr glatte Oberfläche, die sich durch eine hervorragende Kratzfestigkeit auszeichnet und auch den denkbar breitesten Farbraum reflektiert. Die Ergebnisse sind erstaunlich. Da die Tinte einen hohen UV-Pigmentanteil besitzt, sind auch die Witterungs- und Lichtbeständigkeit außergewöhnlich gut. Drei Monate im Freien auf einem Vinyl-Substrat stellen keine Herausforderung dar. Daher ist diese Technologie ideal für kurzfristige Präsentationen im Freien ohne Laminierung geeignet. So sind erhebliche Einsparungen bei den Produktionskosten möglich.
Eine Technologie auf Erfolgskurs? Mimaki ist davon überzeugt. SUV wird kommen!
Obwohl es sich um eine faszinierende Technologie handelt, bleibt für die Solvent-Tinten noch ein großer Markt übrig. Mit den geringeren Produktionskosten, der großen Substratvielfalt und der hohen Druckgeschwindigkeit bleibt der Solvent-Druck der König unter den Großformatanwendungen.
Heute erreichen Solvent-Drucker mit qualitativ hochwertigen Ergebnissen bei Bannern eine Geschwindigkeit von bis 100 Quadratmetern pro Stunde. Mit weißer Solvent-Tinte ist es ohne weiteres möglich, auf transparenten Materialien zu drucken. Silberne Tinte verleiht dem Druckergebnis einen Metallic-Effekt, der mit keiner anderen Technologie erzielbar ist. Die Solvent-Lösungen funktionieren und sind weitaus sauberer als allgemein angenommen. Selbst vor dem Hintergrund der neuen REACH-Verordnung und der Umweltverträglichkeit steht uns damit immer noch eine wichtige Technologie zu unserer Verfügung. Überlegen Sie doch einmal: Welche andere Technologie erlaubt, auf der gleichen Maschine zu drucken und zu schneiden? Welche andere Technologie lässt sich sowohl für Fahrzeugverkleidungen und Einzelhandelsposter als auch für Hinweisschilder einsetzen, indem man einfach das Druckmedium wechselt? Welche andere Technologie macht es möglich, für unter 20.000 Euro mit einer Geschwindigkeit von 100 Quadratmeter/Stunde zu drucken? In allen diesen Aspekten hat es noch keine Technologie geschafft, den Solvent-Druck zu ersetzen.
Lang lebe der König und der Solvent-Druck ist immer noch der unbestrittene König des Großformatdrucks.
Mike Horsten