Die Werkstätten Karthaus: Mehr als Drucken

Von Sandra Küchler

Die Werkstätten Karthaus bieten Menschen mit Behinderung nicht nur eine Arbeitsmöglichkeit, sondern auch Perspektiven und Sicherheit. Besonders die moderne Drucktechnik weckt Begeisterung: Die Entscheidung für ein Modell von Mimaki fiel bewusst.

Hier, in den Werkstätten Karthaus, geht es nicht allein um das Drucken, sondern um kreatives Arbeiten und individuelle Entfaltung. Brettspiele aus Holz, personalisierte Kerzen, immerwährende Kalender sowie Akzidenz-Drucksachen entstehen hier mit Ruhe, Unterstützung und ohne Angst. Vor allem Menschen mit psychischen Erkrankungen sind in der Abteilung „Druck“ tätig.

Vom Sieb- zum Digitaldruck

Standortleiter Thomas Krümpel, gelernter Kfz-Mechaniker und Arbeitstherapeut, bringt wie alle Mitarbeitenden eine technische oder handwerkliche sowie pädagogische Ausbildung mit. In der Druckerei, die an die Kerzenmanufaktur angegliedert ist, arbeiten 36 Beschäftigte. Fünf bis sechs von ihnen bedienen im Wechsel die neue Mimaki-Druckmaschine, eine UV-LED-Flachbettdrucker des Typs UJF-6042MkII e.

„Wir haben vor über 30 Jahren mit dem Siebdruck begonnen“, berichtet Thomas Krümpel. Anfangs wurden mit drei Maschinen Eigenprodukte hergestellt, doch der Siebdruck stellte die Beschäftigten der Werkstätten vor Herausforderungen: Schon ein kleiner Fehler bei der Farbgebung konnte die gesamte Produktion unbrauchbar machen. „Der Ausschuss wurde immer größer“, erinnert sich Thomas Krümpel.

Auf der Messe Fespa 2017 begann die Suche nach einer digitalen Alternative. Die Anforderungen waren klar: Das neue System sollte sicher und leicht bedienbar sein, sich für Kinderspielzeug eignen und finanzierbar bleiben. Der entscheidende Hinweis kam vom Fachhändler Modico Graphic Systems, der nicht nur das passende Drucksystem empfahl, sondern auch umfassende Schulungen ermöglichte. „Modico Graphics ist ein sehr sozial eingestelltes Unternehmen“, betont Thomas Krümpel. Immer wieder erhalten die Werkstätten Unterstützung, die über das übliche Maß hinausgeht.

Modernisierung des Drucksaals

Zunächst investierten die Werkstätten Karthaus in Matrix-Digitaldrucksysteme. Vor Kurzem stand eine Modernisierung des Drucksaals an. Wieder wurden die Werkstätten ausführlich von Modico Graphics beraten. Die Wahl fiel schließlich auf den Mimaki UV-LED-Flachbettdrucker UJF-6042MkII e, ein geschlossenes System, das verhindert, dass die Bedienerinnen oder Bediener versehentlich in die Maschine greifen können. Ein entscheidender Punkt für die Werkstätten Karthaus.

„Wir konnten Probedrucke machen und waren sofort überzeugt“, so Thomas Krümpel. Dank der Favoriten-Funktion lassen sich einmal angelegte Druckaufträge per Knopfdruck abrufen und reproduzieren. Schablonen erleichtern die Bedienung weiter. Das ermöglicht es den Beschäftigten, schnell Erfolgserlebnisse zu verzeichnen.

Das Drucksystem arbeitet mit vier piezoelektrischen Drop-on-Demand-Druckköpfen in versetzter Anordnung. Der Druckbereich beträgt 420 x 610 Millimeter, die maximale Medienstärke 153 Millimeter. Gesteuert wird das Drucksystem mit der Software Rasterlink 7 von Mimaki, die erweiterte PDF-Unterstützung, variable Datendruckoptionen und Jig-Barcodes bietet. Die kratzfeste UV-Tinte haftet auf Kunststoff, Metall, Glas, Holz und Papier und härtet bereits während des Drucks aus.

Das System ist zudem mit mehreren innovativen Features ausgestattet. Darunter ist die Nozzle-Check-Unit, die automatisch verstopfte Düsen erfasst und eine Reinigung vorschlägt. Das Nozzle-Recovery-System kompensiert ausgefallene Düsen, um eine durchgängige Druckqualität sicherzustellen. Die Automatic-Cleaning-Function hält die Druckköpfe automatisch sauber und verlängert ihre Lebensdauer. Die Mimaki Circulation Technology verhindert Tintenablagerungen und sichert eine gleichmäßige Farbqualität.

Zusätzlich bietet das System eine hohe Energieeffizienz, da die LED-Technologie den Stromverbrauch reduziert und die Umweltbelastung minimiert. Das bedeutet, dass die Werkstätten nachhaltig produzieren und gleichzeitig kosteneffizient arbeiten können.

Entdecken Sie die UJF MkII e Serie, unseren UV-LED-Flachbettdrucker:
Produkte und Aufträge

Die gedruckten Spiele, Kalender, Figuren und Kerzen werden über den eigenen Onlineshop der Werkstätten Karthaus sowie über verschiedene Wiederverkäufer vertrieben. Zusätzliche Druckaufträge kommen häufig durch Mundpropaganda zustande. Darüber hinaus entstehen immer neue Produktideen. Durch die präzise Drucktechnik des Mimaki-Systems lassen sich feine Details umsetzen, was die kreativen Möglichkeiten enorm erweitert.

Zusätzlich werden Aufträge von regionalen Unternehmen angenommen. Sie schätzen die hohe Qualität der Werkstätten Karthaus sowie den sozialen Aspekt der Zusammenarbeit. So entstehen zum Beispiel verschiedene Werbematerialien oder auch exklusive Geschenke, die Firmen an Kundinnen und Kunden verteilen können.

Arbeiten mit Perspektive

Für die Menschen mit psychischen Erkrankungen bieten die Werkstätten Karthaus nicht nur einen Arbeitsplatz, sondern auch Struktur, Betreuung und Gemeinschaft. Ein fester Tagesablauf mit klaren Arbeitsprozessen schafft Sicherheit. Auch soziale Aktivitäten wie gemeinsame Mittagessen oder Pausen sind Bestandteil des Konzepts. Ziel ist die Eingliederung in den ersten Arbeitsmarkt, oft über Praktika.

Viele der Beschäftigten schätzen besonders die ruhige Arbeitsatmosphäre und die Unterstützung durch das Team. Hier geht es nicht darum, Höchstleistungen zu erbringen, sondern darum, individuelle Fähigkeiten zu fördern und die Menschen in ihrer persönlichen Entwicklung zu begleiten.

Alle zwei Jahre laden die Werkstätten unter dem Motto „Herbstzauber“ zum Tag der offenen Tür ein. Hier wird die Leistungsfähigkeit der Werkstätten demonstriert und Vorurteile werden entkräftet. Der nächste „Herbstzauber“ findet am 6. und 7. September 2025 statt.

Ein Ort der Chancen

Die Werkstätten Karthaus sind Teil des Anna-Katharinenstifts, einer katholischen Einrichtung zur Rehabilitation erwachsener Menschen mit geistigen, körperlichen oder seelischen Behinderungen. Die Namenspatronin, Anna Katharina Emmerick, wurde im Jahr 2004 von Papst Johannes Paul II. seliggesprochen.

Das Anna-Katharinenstift wurde 1921 vom Katholischen Fürsorgeverein für Mädchen, Frauen und Kinder (KFV) gegründet, der heute als Sozialdienst katholischer Frauen Gesamtverein (SkF) bekannt ist. Ursprünglich als Schutzheim für gefährdete Frauen und Mädchen konzipiert, nahm die Einrichtung bald auch Menschen mit Behinderungen auf. Seit 1989 finden dort auch Männer eine Heimat. Die angegliederten Werkstätten Karthaus in Weddern sowie die Zweigwerkstätten im Gewerbegebiet Dülmen-Dernekamp bieten heute mehr als 500 Menschen mit Behinderung eine sichere Arbeitsstelle.

Die Erfolgsgeschichten aus den Werkstätten sind vielfältig. Einige Beschäftigte haben es geschafft, durch die Arbeit in den Werkstätten und in der Druckerei neues Selbstvertrauen zu gewinnen und den Schritt in reguläre Anstellungen zu wagen. Andere empfinden das sichere Umfeld als wertvolle Stütze, die ihnen Stabilität im Alltag bietet.

Thomas Krümpel und sein Team sind stolz darauf, ihren Beschäftigten nicht nur eine Aufgabe, sondern eine echte Perspektive zu bieten. „Es ist immer etwas los“, sagt er. „Die Tage gleichen sich nicht, das macht Spaß.“ Nach einem Moment des Nachdenkens fügt er hinzu: „Die Dankbarkeit der Menschen, das erlebt man sonst so nicht.“

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